
Meine Urlaubstage in der Saale-Unstrut-Region
Ich finde es immer wieder toll, auch in Deutschland, so viel entdecken zu können. Für lange Fahrten mit dem Auto oder gar einen Flug sind mein Heinz und ich einfach nicht mehr in der richtigen Verfassung. Darum finde ich es großartig, dass unsere Tochter Jana die Saale-Unstrut-Region als Urlaubsziel empfohlen hat. Das war ein wirklich guter Tipp, finde ich. Heinz findet das auch. So konnten wir die Familie in ihrem neuen Heim besuchen und gleich noch die Gegend entdecken. 5 Tage werden wir hier verbringen. Also nutze ich die Gelegenheit und hole mein altes Reisetagebuch wieder heraus.
Mittwoch:
Heute hatten wir schon den ersten fantastischen Tag hier. Unsere kleine Pension ist in Naumburg. Eine wirklich schöne Stadt. Wir haben uns Fahrräder gemietet. Erst hatte ich meine Bedenken, ob alles klappt, wie es in der kleinen Broschüre stand, die wir im Zimmer liegen hatten. Aber es war wirklich ein Kinderspiel. Und die Empfehlung, die Region mit dem Rad zu erkunden, war sehr gut. Es fiel, vor allem mir, nur sehr schwer sich zu entscheiden, ob wir nun fleißig radeln, oder alle fünf Minuten stehen bleiben, um etwas anzuschauen. Manchmal wurde Heinz dann etwas ungeduldig, aber am Ende hat auch er den Tag genossen.
Wir waren zum einen direkt in Naumburg unterwegs. Besonders gut hat mir der Dom gefallen. Ein prächtiges Bauwerk. Und dass mein Heinz mich hübscher findet als die Uta, hat mir natürlich auch gefallen. Als wir die Innenstadt hinter uns gelassen haben, sind wir auf Empfehlung von Jana in das Umland hinaus geradelt. Als wir die Landschaft gesehen haben, konnten wir verstehen, warum unsere drei hier her gezogen sind. Die bekannte Weinstraße Saale-Unstrut ist einfach bezaubernd. Und die vielen Radwege ermöglichen ein wirklich naturnahes Erlebnis. Und dann all die beeindruckenden Weingüter, zauberhaften Straßenwirtschaften und schönen Gasthöfe hier mitten in den prächtigen grünen Weinbergen. Einfach toll!
Ich finde es immer wieder spannend, Neuigkeiten auch über das eigene Heimatland zu erfahren. Wie wenig man doch manchmal weiß. Allein heute haben mein Heinz und ich eine Menge über Kultur, Natur und Geschichte gelernt.
Donnerstag:
Heute haben wir eine Tour auf der Saale gebucht. Die Bootsfahrt mit Heinz war fantastisch! Dieser Ausblick. In die Weinberge habe ich mich schon richtig verliebt. So etwas gibt es bei uns ja leider nicht. Um so mehr sind mein Heinz und ich heute ins Staunen gekommen.
Ausgangspunkt und Ziel der Fahrt war Bad Kösen. Unterwegs haben wir die Rudelsburg gesehen. Majestätisch thront sie über den grünen Hügeln. Hier kann man auch Ausflüge hin unternehmen. Das werden mein Heinz und ich beim nächsten Besuch machen. Auch die Burg Saaleck ist gleich in der Nähe. Nicht umsonst nennt man die Region auch Land aus Wein und Stein. Wir haben gelernt, dass die Saale zu den burgenreichsten Flüssen Europas zählt. Über 60 Burgen stehen wohl an ihren Ufern. Ich finde, das ist eine ganze Menge.
Ebenso haben wir gelernt, dass hier in der Region die Straße der Romanik verläuft. Sie verbindet zahlreiche Orte des Mittelalters, in denen Kaiser und Könige gelebt haben sollen. Ein Teil der Straße ist das Romanische Haus, welches inzwischen als Kunsthalle genutzt wird. 1955 wurde hier ein Museum ausgebaut, in dem diverse Ausstellungen über Stadtgeschichte zu besichtigen sind. Der Saale-Abzweig namens Kleine Saale führt direkt daran vorbei. Dieser wurde wohl im Mittelalter von Mönchen künstlich angelegt, um Mühlen zu betreiben. Das Romanische Haus selbst wurde im 12. Jahrhundert errichtet und gilt als ältester erhaltener Steinbau einer sogenannten klösterlichen Außenwirtschaft Sachsen-Anhalts. Was es hier nicht alles gibt! Diese klösterliche Anlage ist das Zisterzienser-Kloster Pforta, welches ein beliebtes Ausflugsziel sein soll. Vielleicht besuchen wir es ja im nächsten Urlaub. Alles auf einmal schafft man ja gar nicht sich anzusehen. Die Schifffahrt hat sich dennoch sehr gelohnt. Es war wirklich schön und mein Heinz war auch ganz selig.
Freitag:
Nach den ersten beiden aktiven und ereignisreichen Tagen haben wir es uns heute richtig gut gehen lassen. Wir haben den gesamten Tag in der Toskana Therme in Bad Sulza verbracht. Das war vielleicht herrlich. In der angenehm warmen Sole haben wir uns federleicht und bestimmt auch ein paar Jahre jünger gefühlt. Neben dem Thermalbad, was allein schon beeindruckend groß ist, gibt es hier auch eine Saunalandschaft, die als „Sauna der Zukunft“ bezeichnet wird. Denn hier kann man nicht nur klassische Aufgüsse, sondern beispielsweise auch eine Kuppel mit Bildprojektionen an den Wänden, die sich rundherum erstrecken und beim Entspannen helfen, erleben. Das war ein bisschen wie Fernsehen im Bademantel in 360 Grad. Und wem das schon nicht verrückt genug klingt, der kann den Liquid Sound Tempel besuchen. Gut, dass ich mir ein paar Prospekte mitgenommen habe, sonst hätte ich mir diesen Name nie gemerkt. Das besondere an diesem Tempel ist, dass unter Wasser Musik gespielt wird. Ein wirklich interessantes Erlebnis. So etwas kannten wir noch gar nicht. Aber es war wirklich ungemein entspannend und angenehm. Toll, dass wir so etwas einmal ausprobieren konnten.
Massagen oder andere Behandlungen haben wir gar nicht mehr gebucht. Das war uns dann etwas zu viel. So viel Programm an einem Tag können die jüngeren Leute gern machen. Wir werden Marlis und David die Therme empfehlen, falls sie auch einmal zu Besuch in die Region kommen.
So entspannt wie heute sind wir schon lange nicht mehr am Abend in unsere Betten gefallen.
Samstag:
Nun haben wir ja schon einiges angeschaut und erlebt hier. Aber ich muss sagen, ich bin erstaunt, wie fit mein Heinz doch noch ist! Tag vier von unserem Urlaub in der Saale-Unstrut ist nun vorbei und er beklagt sich nur ein wenig über seine Beine. Wie gut so etwas Ablenkung tun kann.
Heute waren wir mit dem Auto unterwegs. Sightseeing haben wir gemacht, wie mir Jana und Thomas erklärt und auch buchstabiert haben. Diese englischen Begrifflichkeiten werde ich mir wohl nie merken.
Zuerst ging es in die Kaiserpfalz Memleben, genauer gesagt zum Kloster Memleben. Beim Anblick dieser alten Anlage kamen mein Heinz und ich doch ordentlich ins Staunen. Eine Stiftung engagiert sich für den Erhalt der historischen Mauern und das mit vollem Erfolg. Unter Herrschaft der Ottonen entstanden im 10. Jahrhundert einige Klöster christlichen Orden. Die Mönche haben wohl auch schon zu dieser Zeit nicht nur in den Klöstern gebetet, gelehrt und gelebt, sondern auch die Vorzüge der Region genutzt und beispielsweise Wein angebaut. Im Kloster-Museum haben mein Heinz und ich heute einiges dazu erfahren.
Danach waren wir erneut in Bad Sulza, was gar nicht weit weg von Naumburg liegt. In der Stadt mit der zauberhaften Therme gibt es nämlich auch ein Gradierwerk namens Louise. Die Salinetechnik ist ein über die Grenzen der Region bekanntes Gut der Saale-Unstrut. Auch mein Heinz und ich haben es sehr genossen entlang der Anlage spazieren zu gehen und die verdampfte Sole einzuatmen. Die Menschen in der Saale-Unstrut-Region sind bestimmt alle sehr gesund, wenn man hier soviel dafür tun kann.
Im Anschuss ging es etwas weiter südlich Richtung Burgenlandkreis, genau genommen nach Zeitz. Wir haben den beeindruckenden etwa zwölf Hektar großen Schlosspark besucht. Hier steht das Schloss Moritzburg, welches dem Park seinen Namen verleiht. Diverse Ausstellungen und auch eine Bibliothek sind in der barocken Gebäudeanlage ansässig. Wir haben uns entschieden die Dauerausstellung zu deutschen Kinderwägen anzusehen und uns insgeheim auf weitere Enkel gefreut. Auch die Innenstadt der Dom- und Residenzstadt Zeitz hat uns sehr gut gefallen. Erst letztes Jahr wurde hier 1050-jähriges Jubiläum gefeiert. Die vielen alten und wunderschönen Häuser erzählen von ihrer Geschichte. Auch die lang bestehende Industriekultur ist als Tradition der Stadt noch immer zu erleben.
Sonntag:
Am Ende dieser wunderbaren fünf Tage muss ich einfach erwähnen, wie toll es ist, dass man heutzutage alles so leicht festhalten kann mit der modernen Technik. Mein Heinz ist da ja richtig begeistert. Er probiert auch alles aus und dann muss ich ihm gleich tun. Mit unserem Tablet machen wir inzwischen sogar richtig gute Fotos, meint Jana. Trotzdem beherrscht Leonie diese ganze neue Technik schon weit aus mehr als ich. Erst neulich hat sie mir erklärt, wie ich mein Tagebuch an einem richtigen Computer schreiben kann. Herzallerliebst! Ich denke, dass ich mich daran zuhause versuchen werde. Hier im Urlaub ging es noch auf die gute alte Weise mit Stift auf Papier.
Schade, dass wir schon wieder die Koffer packen und aus der Pension auschecken mussten. Dennoch wollten wir den letzten Tag für einen gelungenen Abschluss nutzen. Also haben wir uns für gutes Essen zum Mittag und eine klassische Weinprobe entschieden. Das sollte man sich hier nicht entgehen lassen. Es gibt so viele Weingüter in der Saale-Unstrut-Region, die wirklich exquisiten Wein anbauen. Verschlagen hat es uns dafür nach Freyburg, da wir hier noch nicht waren in den letzten Tagen. Das ein oder andere Gläschen haben wir im Weingut Grober Feetz getrunken. Diese Weinstube ist uns sofort aufgefallen, da sie so malerisch aussieht mit dem alten Fachwerk. Und dann hat der nette Winzer auch noch ein Erinnerungsfoto von meinem Heinz und mir gemacht. Wirklich tolle Menschen leben hier! Und alle sind so nett und freundlich.
Zum späten Nachmittag haben wir uns dann noch dazu entschieden gemeinsam mit Jana, Thomas und unserem Schatz Leonie zum Geiseltalsee zu fahren. Das war ein traumhafter Abschluss unserer Urlaubswoche, denn dieser See ist wirklich bezaubernd. Leonie und ihre Eltern waren baden, mein Heinz und ich lagen entspannt am Strand bis sich die Sonne neigte.
Ach, war das eine herrliche Woche. Schade nur, dass die Zeit immer so schnell vergeht. Zum Glück sehen wir uns alle bald wieder. Ich freue mich jetzt schon auf das nahende Familientreffen bei unserer zweiten Tochter Marlis und ihrem Mann David. Es ist großartig, so eine tolle Familie zu haben.