
Besuch im Heinrich-Schütz-Haus.
Geigen erklingen in sanften Wogen, von weitem ertönen auch Hörner und eine Drehleier, eindringlich und schön. Was ist dieses andere Instrument? Der Klang ist wohlig vertraut, aber der Name ist mit der Melodie entfallen, die sich leise durch den Raum webt. Ein Klang voll Wärme und goldener Farbe. Weiche Wellen aus Licht durchfließen die Umgebung. Alles erleuchtet in Flimmern und Funkeln. Note für Note entgleitet die Realität. Die Geigen weben eine weiche Wolke aus Glück und Freude. Gänsehaut. Ein Lächeln. So schön. Die Wolke erstreckt sich bis zum Horizont und die ganze Welt erstrahlt in dieser wunderbaren Melodie. Man möchte tanzen und schweben und nie wieder damit aufhören. Das Versinken im Klang, Note für Note, fühlt sich an wie ein lauer Windhauch an einem warmen Sommertag.
Leonie nimmt die Kopfhörer ab.
Sie reibt sich kurz die Augen. Hat sie geträumt? Wo sind die goldenen Lichter? Kam das alles aus der Musik? Ist sie kurz eingenickt, so wie Opa es manchmal vor dem Fernseher tut? Sie weiß es nicht mehr ganz genau, aber in der Ferne entdeckt sie dieses seltsame Instrument mit dem vertrauten Klang. Oma Barbara hat ihr schon einmal davon erzählt, denn Oma mag diese Musik so gern. Sie hat ihr Bilder in einem großen Buch gezeigt und auch den Klang vorgespielt. Darum ist er so vertraut gewesen! Nur den Name kann Leonie noch immer nicht ganz aussprechen: Clavichord. Vielleicht hört sie zusammen mit ihrer Großmutter bald wieder diese schöne Musik an. Oder die Oma kommt mit ins Museum, dann kann sie ihr dieses wundersame Instrument auch in echt zeigen, ohne das große Buch.
Leonie stürmt davon, bereit für den nächsten Traum.